Dr. Johannes Gauglhofer ist ein Pionier auf dem Gebiet der Qualitätssicherstellung bei Präservativen.
«Als die Jünger der sexuellen Revolution in den 70er-Jahren sich und ihre Sexualität ausprobierten, war noch nicht die Rede von guten oder schlechten Präservativen. Eigentlich sprach in der Schweiz wie auch anderswo niemand darüber: Männer mieden sie tunlichst, und nur wenige Frauen bestanden wegen der Verhütung darauf – wenn sie sich trauten», so Johannes Gauglhofer.
Die schwächste Stelle finden
Ende der 1970er-Jahre wollte ein dänischer Geschäftsmann Kondome auf den Schweizer Markt bringen. Da in seiner Heimat die Gummis einer Materialprüfung unterzogen wurden, kontaktierte er die EMPA, die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt, in St. Gallen. Johannes Gauglhofer leitete damals die Abteilung Leder und Schuhe der EMPA und begann auf dem bis dahin in der Schweiz unbekannten Terrain zu recherchieren. Er stiess auf die schwedische Prüfmethode, bei der die Kondome maschinell aufgeblasen werden, bis sie platzen.
«Die sogenannte Berstprüfung findet die schwächste Stelle der Gummis – nämlich immer dort, wo das Material zu dünn ist oder ein Loch die Schutzfunktion zunichtemacht», erklärt Gauglhofer. Es wurde eine entsprechende Maschine entwickelt und die Schweizer Prüfer legten die Prüfanforderungen fest. «Wir bestimmten das sogenannte Berstvolumen, indem wir mit der Stoppuhr in der Hand erschraken, wenn ein Pariser platzte. Dass wir mit der selbst entwickelten Messmethode eine katastrophale Präservativqualität auf dem Schweizer Markt aufdeckten, störte niemanden. Das Präservativ war zu der Zeit kein Kassenschlager», schmunzelt Gauglhofer.
Und plötzlich waren Polo Hofer und «Dr Gummisong» in aller Munde
In den 1980er-Jahren änderte sich die Situation schlagartig. Mit dem Aufkommen von Aids wurde plötzlich die Relevanz reissfester Kondome für die Prävention von sexuell übertragbaren Krankheiten erkannt: Ein Loch im Gummi oder – noch schlimmer – ein gerissener Gummi konnte damals tödlich sein. Aufklärungskampagnen des Bundes, unter anderem mit dem bis heute bekannten «Gummisong» schlechthin, trugen dazu bei, dass Präservative massentauglich wurden.
Die Stiftung Konsumentenschutz liess nun Präservative bei der EMPA testen, und der Einsatz des Präservativprüfgeräts nahm richtig Fahrt auf. Die Resultate waren erneut ungenügend – nur zwei Anbieter erfüllten die Anforderungen. Anders als bei der ersten Testreihe war die Empörung über die Resultate dieses Mal gross. Auch das Bundesamt für Gesundheit schaltete sich ein. Man debattierte über Normen für Präservative und gesetzliche Anforderungen, die aber als Handelshemmnisse für Importe eingestuft wurden.
Das wiederum wurde 1989 zur Geburtsstunde des Vereins Gütesiegel für Präservative. Dieser vergibt bis heute das schweizweit bekannte OK-Gütesiegel nur an Produkte, die die Labortests bestehen und die strengen Anforderungen erfüllen.
Quelle: Schweizerische Normenvereinigung (SNV). SNV-Story #4: Verein Gütesiegel für Präservative