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Das OK-Gütesiegel

Wie es zum OK-Gütesiegel kam, was die Kriterien beinhalten – und warum es für die besten Präservative steht.

Die besten Kondome haben es

In der Schweiz dürfen nur Präservative mit dem CE-Zeichen verkauft werden. Voraussetzung dafür ist, dass der Hersteller die harmonisierte internationale Norm für Präservative (SN EN ISO 4074:2016 – Kondome aus Naturkautschuklatex – Anforderungen und Prüfverfahren) einhält. Leider fehlt in dieser Norm die Anforderung, dass alle Produktionseinheiten von Präservativen durch ein unabhängiges Labor geprüft werden müssen, bevor sie verkauft werden.

Um das OK-Gütesiegel zu erhalten, müssen sich Hersteller verpflichten, jedes Los (Produktionseinheit) durch ein unabhängiges Labor auf die erhöhten Anforderungen des Vereins Gütesiegel für Präservative testen zu lassen und dem Verein die Testresultate zur Verfügung zu stellen.

Das OK-Gütesiegel ist eine wichtige Auszeichnung für die Hersteller und schafft bei den Konsumentinnen und Konsumenten grosses Vertrauen. Der Verein überwacht die Einhaltung der Vorgaben durch Stichproben in den Verkaufsgeschäften. Die Stichproben werden getestet und die Resultate mit den originalen Tests verglichen. Bei Abweichungen ergreift der Verein Massnahmen, die bis zum Entzug des Gütesiegels gehen können.

Die totale Sicherheit gibt es nicht, dennoch sind die Gummis mit dem OK-Gütesiegel die sichersten auf dem Markt.

Dr. Johannes Gauglhofer

So wird getestet

Im Reglement des Gütesiegels für Präservative sind sämtliche Anforderungen für die Hersteller festgeschrieben. Die Hersteller verpflichten sich vertraglich zur Einhaltung dieser Vorgaben und erhalten im Gegenzug das Recht, das OK-Gütesiegel für ihre Produkte zu verwenden.

Die Anforderungen umfassen

Berstprüfung

Jede Produktionseinheit (Los) muss in der Berstprüfung die strengen Anforderungen des Vereins erfüllen. Im Gegensatz zur internationalen Norm müssen die geprüften Präservative bei der Berstprüfung nicht ein minimales Volumen erreichen, sondern werden als "schlecht" klassiert, wenn das Berstvolumen zu stark vom Mittelwert des entsprechenden Loses abweicht.

Unabhängiges Labor

Nur Hersteller, welche die Berstprüfung durch ein unabhängiges Labor durchführen lassen, erhalten das OK-Gütesiegel. Dies im Gegensatz zum CE-Zeichen, das auch firmeninterne Qualitätskontrollen zulässt.

Los-für-Los-Testung

Bei kontinuierlicher Produktion für den Schweizer Markt (bzw. für das OK-Gütesiegel) muss jedes Los eine Berstprüfung bestehen, bevor es verkauft werden darf. Zudem muss das Prüflabor die Resultate vor der Auslieferung dem Verein direkt übermitteln. Dies gilt auch für die Prüfresultate von Losen, die nicht bestanden haben.

Berstprüfung

Bei der Berstprüfung werden einzelne Präservative aus einer Stichprobe aufgeblasen, bis sie platzen. Im Moment des Platzens werden Berstvolumen und Berstdruck gemessen. Nach der Prüfung der ganzen Stichprobe ermittelt das Labor die Mittelwerte von Berstdruck und -volumen des Loses, und Präservative, die nicht mindestens 75% dieses Wertes erreicht haben, werden als "nicht entsprechend" klassiert. Sind zu viele "nicht entsprechende" Präservative in einer Stichprobe hat das Los die Berstprüfung nicht bestanden und darf in der Schweiz nicht verkauft werden.

Was, wenn die Präservative die Qualitätsstandards nicht erfüllen?

Für den Fall, dass die Präservative die Qualitätsstandards und Anforderungen des Vereins nicht erfüllen und trotzdem in der Schweiz verkauft werden, ist eine hohe Konventionalstrafe vereinbart.

Wer darf das Gütesiegel tragen?

Das OK-Gütesiegel existiert seit 1990 und ist als Marke beim Amt für geistiges Eigentum eingetragen. Damit ein Hersteller es verwenden darf, muss er strenge Auflagen erfüllen. Das lohnt sich – denn das OK-Gütesiegel attestiert, dass das Präservativ dank den strengen Testverfahren qualitativ sehr gut ist. Und durch die hohe Bekanntheit unter Konsumentinnen und Konsumenten ist es ein wichtiges Vertrauensmerkmal.

Wer hat das Gütesiegel?

Kondome finden

Auf mySize.ch findet jeder sein passendes Kondom: Mit mySize.ch bieten wir eine wichtige Plattform, damit alle das passende Kondom finden können. Weil es auf die richtige Grösse ankommt. Auf dieser Website werden durch die Angabe des Penisumfangs passende Präservative angezeigt.

Die Geschichte der Prüfung der Kondomqualität in der Schweiz

Dr. Johannes Gauglhofer ist ein Pionier auf dem Gebiet der Qualitätssicherstellung bei Präservativen.

«Als die Jünger der sexuellen Revolution in den 70er-Jahren sich und ihre Sexualität ausprobierten, war noch nicht die Rede von guten oder schlechten Präservativen. Eigentlich sprach in der Schweiz wie auch anderswo niemand darüber: Männer mieden sie tunlichst, und nur wenige Frauen bestanden wegen der Verhütung darauf – wenn sie sich trauten», so Johannes Gauglhofer.

Die schwächste Stelle finden

Ende der 1970er-Jahre wollte ein dänischer Geschäftsmann Kondome auf den Schweizer Markt bringen. Da in seiner Heimat die Gummis einer Materialprüfung unterzogen wurden, kontaktierte er die EMPA, die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt, in St. Gallen. Johannes Gauglhofer leitete damals die Abteilung Leder und Schuhe der EMPA und begann auf dem bis dahin in der Schweiz unbekannten Terrain zu recherchieren. Er stiess auf die schwedische Prüfmethode, bei der die Kondome maschinell aufgeblasen werden, bis sie platzen.

«Die sogenannte Berstprüfung findet die schwächste Stelle der Gummis – nämlich immer dort, wo das Material zu dünn ist oder ein Loch die Schutzfunktion zunichtemacht», erklärt Gauglhofer. Es wurde eine entsprechende Maschine entwickelt und die Schweizer Prüfer legten die Prüfanforderungen fest. «Wir bestimmten das sogenannte Berstvolumen, indem wir mit der Stoppuhr in der Hand erschraken, wenn ein Pariser platzte. Dass wir mit der selbst entwickelten Messmethode eine katastrophale Präservativqualität auf dem Schweizer Markt aufdeckten, störte niemanden. Das Präservativ war zu der Zeit kein Kassenschlager», schmunzelt Gauglhofer.

Und plötzlich waren Polo Hofer und «Dr Gummisong» in aller Munde

In den 1980er-Jahren änderte sich die Situation schlagartig. Mit dem Aufkommen von Aids wurde plötzlich die Relevanz reissfester Kondome für die Prävention von sexuell übertragbaren Krankheiten erkannt: Ein Loch im Gummi oder – noch schlimmer – ein gerissener Gummi konnte damals tödlich sein. Aufklärungskampagnen des Bundes, unter anderem mit dem bis heute bekannten «Gummisong» schlechthin, trugen dazu bei, dass Präservative massentauglich wurden.

Die Stiftung Konsumentenschutz liess nun Präservative bei der EMPA testen, und der Einsatz des Präservativprüfgeräts nahm richtig Fahrt auf. Die Resultate waren erneut ungenügend – nur zwei Anbieter erfüllten die Anforderungen. Anders als bei der ersten Testreihe war die Empörung über die Resultate dieses Mal gross. Auch das Bundesamt für Gesundheit schaltete sich ein. Man debattierte über Normen für Präservative und gesetzliche Anforderungen, die aber als Handelshemmnisse für Importe eingestuft wurden.

Das wiederum wurde 1989 zur Geburtsstunde des Vereins Gütesiegel für Präservative. Dieser vergibt bis heute das schweizweit bekannte OK-Gütesiegel nur an Produkte, die die Labortests bestehen und die strengen Anforderungen erfüllen.

Quelle: Schweizerische Normenvereinigung (SNV). SNV-Story #4: Verein Gütesiegel für Präservative

OK-Gütesiegel – Meilensteine der Geschichte

  1. 1977

    Erste Prüfungen an der EMPA (Eidg. Materialprüfungs- und Forschungsanstalt)

  2. 1985

    Anfragen von Konsumentenorganisationen im Zusammenhang mit Aids

  3. 1986

    Die Stiftung für Konsumentenschutz publiziert einen vergleichenden Test

  4. 1987

    Die STOP AIDS-Kampagne beginnt am 2. Februar 1987.

    «Stop Aids» von Polo Hofer (1987), HIV-Kampagne Schweiz
  5. 1989

    Die Schweizer Norm für Präservative aus Naturkautschuk ist publiziert. Deren Umsetzung ist für Firmen freiwillig.

  6. 1989

    Kreation des ersten OK-Gütesiegels für Präservative

  7. 1990

    Definitive Kreation des OK-Gütesiegels für Präservative

    1990 Das OK-Gütesiegel für Präservative – EMPA-geprüft.
  8. 1995

    Schweizer Präservativverordnung

  9. 1996

    Europäische Norm EN 600 «Kondome aus Naturkautschuklatex für Männer»

    Die Schweiz übernimmt die europäische Norm; via Medizinprodukteverordnung erhält sie Gesetzeskraft.

  10. 2006

    Logo «Safe condoms» - www.guetesiegel.ch

  11. 2008

    Reglement für Gleitmittel «safe-for-condoms»

  12. 2016

    Die harmonisierte Norm SN EN ISO 4074 ersetzt die EN 600 und hat damit via Medizinprodukteverordnung auch in der Schweiz Gesetzeskraft. Sie ist Grundlage des CE-Zeichens. Präservative ohne CE-Zeichen dürfen in der Schweiz nicht verkauft werden.